Sie sind hier: Andacht der Woche  

42/2022
 

Unterdrückt nicht die Fremden, die bei euch im Land leben, sondern behandelt sie genau wie euresgleichen. Jeder von euch soll seinen fremden Mitbürger lieben wie sich selbst. Denkt daran, dass auch ihr in Ägypten Fremde gewesen seid. Ich bin der Herr, euer Gott!

3. Mose 19,33–34 (Gute Nachricht Bibel)

Das Thema in der Teenagergesprächsgruppe im Gottesdienst lautete „Der Fremde braucht Schutz“. Ein aktuelles und heiß diskutiertes Thema in unserem Land – unter Erwachsenen. Die Teenager unserer Gemeinde wirkten weniger interessiert. Vielleicht lag es daran, dass wir eine ziemlich bunte Gemeinde sind und die ethnische Herkunft unserer Jugendlichen alle Kontinente, ausgenommen Australien, umfasst. In unsere Gottesdienste kommen schon seit vielen Jahren Menschen verschiedenster Hautfarben und Nationalitäten und empfinden das als Bereicherung. Wer schon einmal eine Generalkonferenz der
Freikirche besuchen konnte, die alle fünf Jahre stattfindet und bei der Vertreter aus der ganzen Welt zusammenkommen, den wird die Vielfalt der Kulturen überwältigt haben, die ein gemeinsamer Glaube eint.

Vielleicht haben wir es als weltweite Gemeinde deshalb etwas leichter, mit den Geboten Gottes, wie dem in unserem Eingangstext, umzugehen. Auch wenn der Text an das Volk Israel (vor dem Einzug nach Kanaan) gerichtet war, hat er in mir einige Gedanken angestoßen: Zuerst ist da die klare Aufforderung Jesu, Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst (vgl. Mt 22,37–40). Das gilt für die Gläubigen Gottes und Nachfolger Jesu zu allen Zeiten, weil Liebe das Wesen Gottes ist. Diese Liebe lässt er auch dem Fremden zukommen, der inmitten seines Volkes lebt.

Für Ausländerhass, Hetze, Benachteiligung oder Ausbeutung ist hier kein Platz. Gleiches Recht, gleiche Chancen für alle, sagt uns Gottes Wort.

Nun kann man natürlich anmerken: Ich halte mich ganz still. Ich tue niemandem etwas, jeder darf so leben, wie er will. Ist das genug? Meint „lieben wie sich selbst“ nicht viel mehr? Lebe ich so, dass der Fremde mich auch lieben kann; dass ich in seinen Augen ein richtig liebenswerter, sympathischer, angenehmer, warmherziger und hilfsbereiter Zeitgenosse bin?

Möge Gott uns jeden Tag die Augen der Liebe für die Bedürfnisse unseres Nächsten öffnen.

Bernhard Stroh


© Advent-Verlag Lüneburg



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