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09/2023
 

Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode.
Sprüche 14,12

Nach meinem Schulabschluss begann ich eine Beamtenlaufbahn beim Finanzamt. Ich hatte einen sicheren Arbeitsplatz mit vorhersehbaren Aufstiegsmöglichkeiten und kam mit allen beruflichen Anforderungen sehr gut zurecht. Dennoch fragte ich mich: Soll das alles im Leben sein? Den ganzen Tag bis zu meiner Pensionierung nur Akten bearbeiten? Ich fühlte mich innerlich leer und einsam und litt unter Minderwertigkeitskomplexen. Zu Hause hatte ich eine gut gefüllte Hausbar. So genehmigte ich mir abends beim Fernsehen Hochprozentiges. Dadurch fühlte ich mich leicht und meine Situation war erträglich.

In dieser Zeit beschloss die örtliche Adventgemeinde, eine Meinungsumfrage über die Bibel durchzuführen. So kamen auch zwei Männer an meine Haustür. Ich hatte zwar seit dem Religionsunterricht in der Schule keine Bibel mehr in der Hand gehabt, dennoch nahm ich das Angebot an, mehr über die Bibel zu erfahren.

Dabei entdeckte ich dann auch, was Gottes Wort zum Alkoholgenuss sagt: „Lass dich nicht vom Wein verlocken … Denn zuletzt wirkt er wie der Biss einer giftigen Schlange. Deine Augen sehen seltsame Dinge, deine Gedanken und Gefühle wirbeln durcheinander.„ (Spr 23,31–33 Hfa) Anfangs fand ich diese Aussage übertrieben. Wie schon das Sprichwort sagt: „Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren.„ Doch musste ich besorgt feststellen, dass ich mit einem Gläschen nicht mehr auskam. Als mir das klar wurde, ging ich an meine Hausbar, nahm alle Flaschen heraus und goss Whisky, Rum und Cognac in der Küche in den Ausguss.

Vor Kurzem habe ich meinen 71. Geburtstag gefeiert. Manchmal frage ich mich, ob ich dieses Alter erreicht hätte, wenn ich meinen Lebensstil nicht geändert hätte. Vielleicht hätte ich es später auf die harte Tour gelernt, den Alkohol loszulassen, oder ich hätte mich wie einer meiner Verwandten zu Tode getrunken.

Wenn Gott mir in der Bibel oder im Gebet einen Weg zeigt, den ich gehen sollte, dann ist es gut, wenn ich diesen Hinweis beachte. Als ich den Alkohol in den Ausguss schüttete, merkte ich, dass ich diesen „Seelentröster„ gar nicht mehr brauchte. Ich hatte Jesus gefunden, der bei mir ist „alle Tage bis an der Welt Ende„ (Mt 28,20).

Holger Teubert


© Advent-Verlag Lüneburg



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