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03/2023
 

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.
Römer 12,21


Kennst du das? Dir nimmt jemand die Vorfahrt, du wirst zu Unrecht beschuldigt, jemand hat dich über den Tisch gezogen oder vor anderen bloßgestellt und die Rachegedanken brodeln – manchmal tagelang. Der Zorn nagt an dir und du legst dir Szenarien im Kopf zurecht, wie man es der anderen Person heimzahlen könnte.

Ein unbedachter Satz von meinem Gegenüber trifft mich bis ins Mark. Da hilft es mir auch nicht zu wissen, dass die Person schlechte Laune hatte und es eigentlich gar nicht so meinte. Mein erster Impuls ist: sofort reagieren und mit den schärfsten verbalen Waffen, die ich besitze, zurückschießen.

Paulus sagt in unserem heutigen Andachtstext: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.„ Es ist sein Fazit einer Passage, in der er Anweisungen für das Gemeindeleben gibt. Auffällig ist, dass er nicht nur möchte, dass wir das Böse vermeiden; vielmehr geht es ihm um eine Haltung, die proaktiv das Gute sucht. So zumindest verstehe ich seine Sätze „Hängt dem Guten an„ (V. 9), „Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor„ (V. 10), „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt„ (V. 11), „Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann„ (V. 17). Jeder Satz enthält eine solche Aussage und Anweisung darüber, wie wir uns verhalten sollen – Paulus rennt regelrecht durch diesen Abschnitt und lässt den Leser vielleicht etwas ratlos zurück. Sollen wir Christen jede Ungerechtigkeit, alles Böse in milder Demut ertragen? Sind Christen Opfertypen?

Die Haltung von Paulus überschreitet das Täter-Opfer-Denken und durchbricht einen sinnlosen Kreislauf von Streit, Rache und Vergeltung. Wer das Böse überwindet, ist kein Opfertyp, sondern gestaltet die Welt in Jesu Sinne mit: Er baut Reich Gottes. Nicht der andere bestimmt, wie ich auf ihn reagiere, sondern ich selbst setze die Standards, die ich in der Bibel gefunden habe, in die Tat um. Das ist wahre Freiheit.

Jemand sagte einmal: „Ich lasse nicht zu, dass jemand mich dadurch erniedrigt, dass ich ihn hasse.„ Auch in diesem Jahr möchte ich dich einladen, ein Überwinder und Reich-Gottes-Bauer zu werden. Mit Gottes Hilfe und seiner Gnade (die wir nötig haben, weil es uns allein nicht immer gelingt) sind wir auf dem richtigen Weg.

Jessica Schultka



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