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42/2021
 

Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei unserm Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm!

Offenbarung 7,9–10

Im Radio hörte ich eine Rezension eines Buches über China und als ich es selbst lese, bin ich schockiert. Das Land nutzt die modernen digitalen Möglichkeiten, um Menschen zu überwachen, indem alle Handlungen und jedes Verhalten aller Einwohner in Echtzeit aufgezeichnet werden. „Allgegenwärtige Algorithmen schaffen in dieser Vision den ökonomisch produktiven, sozial harmonierenden und politisch gefügigen Untertanen.„ Ziel ist es, so der Autor, „dass bald alle Menschen sich gemäß der Norm verhalten„ (Kai Strittmatter, Die Neuerfindung der Diktatur, Piper, 2018, S. 7 ff).

Alle Menschen verhalten sich gleich, jeder denkt dasselbe – welch eine schreckliche Vision! Ich bin so froh, dass die Bibel ein völlig anderes Menschenbild zeichnet. Wir sehen in der gesamten Schöpfung, wie unterschiedlich Gott Pflanzen und Tiere geschaffen hat. Die Natur wimmelt nur so von Farbenpracht und Artenreichtum in Flora und Fauna. Kreativität und Vielfalt sind Markenzeichen der Schöpfung Gottes.

Beim Menschen ist das nicht anders. In unserem Text sieht Johannes die geretteten Gläubigen vor dem Thron Gottes. Menschen in unzählbarer Vielfalt, aus allen Ecken der Erde. Verschiedene Hautfarben, unterschiedliche Mentalitäten, andersgeartete Lebensgeschichten, diverse Lebensstile, vielfache Arten zu glauben.

Jeder Mensch ist ein Individuum, einzigartig von Gott geschaffen und gewollt. Keine Gleichförmigkeit, keine Vereinheitlichung von Denken und Handeln, keine Gleichmacherei.

Die Einheit bei Gott besteht nicht darin, dass alle gleich denken, handeln und glauben, sondern darin, dass alle denselben Gott anbeten. Paulus bringt es auf den Punkt: „ein Herr, ein Glaube, eine Taufe„. (Eph 4,5) Deshalb sind die so unterschiedlichen Gläubigen im Lob Gottes vereint. „Das Heil ist bei unserm Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm!„ (Offb 7,10), rufen alle gemeinsam aus. Das ist wahre Einheit.

Roland Nickel


© Advent-Verlag Lüneburg


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