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06/2021
 

So erkennt doch: Der HERR, euer Gott, ist der wahre und treue Gott! Über Tausende von Generationen steht er zu seinem Bund und erweist allen seine Güte, die ihn lieben und sich an seine Gebote halten.

5. Mose 7,9 (Hoffnung für alle)


Manchmal werde ich Zeuge von Situationen, in denen es Spannungen zwischen Eltern und Kindern gibt. Ein kleines Kind möchte seinen Willen durchsetzen, läuft immer wieder von seiner Mama weg, wirft Sachen herunter und legt es geradezu darauf an, zu provozieren. Entnervt greift die Mama zu teils absurden Drohungen. Als unfreiwilliger Zeuge weiß ich sofort, dass sie diese nicht wahrmachen wird, und wahrscheinlich weiß es das Kind auch längst. Oder ich erlebe, wie sprunghaft Eltern mit ihren Kindern umgehen. Was eben noch verboten war, ist plötzlich erlaubt, ohne dass es eine Begründung für den Umschwung gäbe. Eben noch mit roher Hand für ein Vergehen geschüttelt, kann das Kind in wenigen Minuten dasselbe tun, ohne dass es eine Reaktion seitens der Eltern gibt. Was gilt nun? Das Kind weiß nie, woran es ist. Wie soll es Orientierung finden? Wo liegen denn wirklich die Grenzen?

Insofern scheint mir mangelhafte, aber konsistente Erziehung besser als eine orientierungslose.

Wie anders begegnet uns Gott! Er „steht zu seinem Bund und erweist allen seine Güte“. Diese Verlässlichkeit zeichnet ihn aus. Wir haben keinen Gott, der orientierungslos oder willkürlich handelt. Er hat sich festgelegt und hält sich an das, was er gesagt hat. Das mag nicht immer angenehm sein – je nach Situation, aber es ist in gewisser Weise berechenbar. Dennoch kommen uns gelegentlich Fragen: „Aber, lieber Gott, du hast doch versprochen …“ Meist geht es dabei um Krankheit, Erfolg oder Beziehungen. An dieser Stelle hinterfrage ich mich als Pastor: Habe ich Menschen mehr versprochen als Gott in seinem Wort? Machen wir mehr aus den Zusagen Gottes, als er es ursprünglich meinte?

Klar ist: Gott ist zuverlässig, aber nicht käuflich. Wohlverhalten garantiert nicht äußeren Segen oder Bewahrung. Aber: Auch wenn es mir nicht gut geht, ist Gottes Güte da. Menschen, die für uns Glaubensvorbilder sind, geben ein leuchtendes Beispiel für Vertrauen auf den zuverlässigen Gott selbst in den dunklen Tagen, wenn wir „den schweren Kelch … dankbar ohne Zittern“ aus Gottes „guter und geliebter Hand“ (Bonhoeffer) nehmen.

Matthias Müller



© Advent-Verlag Lüneburg


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