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07/2022

Er blickte aber auf und sah, wie die Reichen ihre Gaben in den Gotteskasten einlegten. Er sah aber eine arme Witwe, die legte dort zwei Scherflein ein. Und er sprach: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als sie alle eingelegt. Denn diese alle haben etwas von ihrem Überfluss zu den Gaben eingelegt; sie aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie zum Leben hatte.

Lukas 21,1–4

„Zum Tun gehört Talent, zum Wohltun Vermögen„, schrieb Johann Wolfgang von Goethe.

Oft lese ich von sehr reichen Menschen, die ihr Vermögen – jedenfalls einen Teil davon – aus unterschiedlichen Beweggründen spenden. Letztlich zählt doch das Ergebnis, oder? Wann bin ich bereit, etwas von meinem sauer Verdienten abzugeben? Oft ist es die Vorweihnachtszeit, in der besonders Hilfsorganisationen mit Spendengalas, Fernsehspots und Radioaufrufen um unsere Aufmerksamkeit werben. Wir sind geneigter, nicht unbedingt für das zu spenden, was wichtig ist, sondern für das, was man selbst für wichtig hält. Mit einer trockenen Statistik lässt sich des Menschen Herz eher weniger erweichen. Ein emotionales Bild hingegen lässt unsere Gebefreudigkeit wachsen. Doch Spenden müssen und dürfen auch hinterfragt werden. Gib aus reinem Herzen und dort, wo es den größten Nutzen bringen kann. Du gibst nicht um deiner selbst willen.

Beim verstandesmäßigen Überdenken des Themas wäre es vermutlich besser, kontinuierlich über das gesamte Jahr zu spenden, denn Not gibt es immer. Viele bevorzugen jedoch zweckgebundene Spenden, die letztlich auch beim Geber ein gutes Gefühl hinterlassen. Nach dem Motto: Ich habe etwas getan und nun kann ich mir auch mal etwas Gutes gönnen.

Der Beweggrund entscheidet, ob du dich nun als arme Witwe oder als reicher Mann siehst. Gott sieht unser Herz an, wir aber sehen nur die Oberfläche. Ein ärmlich gekleideter Mensch kann Millionär sein, und der Bettelnde Besitzer eines Oberklassewagens. Was also tun, wenn wir Täuschungen unterliegen? Es wird sich in dieser Welt nicht vermeiden lassen, selbst am Opferkasten getäuscht zu werden. Kein Grund jedoch, nichts mehr zu geben. Es liegt an dir, mit Herz und Verstand unterwegs zu sein. Zum Wohltun gehört nicht nur das Vermögen.

Wolfram Gauger


© Advent-Verlag Lüneburg

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