Sie sind hier: Andacht der Woche  

04/2021
 

Solange uns noch Zeit bleibt, wollen wir allen Menschen Gutes tun, vor allem aber
denen, die mit uns an Jesus Christus glauben.

Galater 6,10 (Hoffnung für alle)


Was bedeutet eine durchgezogene Linie auf der Fahrbahn? Für die Antwort braucht man keine Fahrprüfung bestanden zu haben. Nach der Straßen-verkehrsordnung ordnet die durchgezogene Linie an, dass „Fahrzeuge sie nicht überqueren oder über sie fahren dürfen.“
In der letzten Zeit habe ich mehrmals ziemlich gefährliche Situationen erlebt. Autofahrer haben sich selbst und mich durch riskante Überholmanöver beim Überfahren der durchgezogenen Linie in große Gefahr gebracht. Solche Situationen sind leider keine Seltenheit. Irgendwie werden diese Linien von vielen Verkehrsteilnehmern offenbar nicht ernst genommen. Sie zu überfahren, wird als Kavaliers-delikt angesehen. Es werden Grenzen überschritten und die Gefährdung anderer in Kauf genommen. Das klingt wie Nachhilfeunterricht in korrektem Verkehrsverhalten. Warum schreibe ich das?

Weil es hier Parallelen zu unserem Verhalten als Menschen untereinander gibt, welche mir deutlich geworden sind. Jeder von uns ist von unsichtbaren durchgezogenen Linien umgeben, die unsere persönlichen Grenzen bilden. Durch das leichte oder massive Überschreiten dieser Linien fühlen wir uns vielleicht „nur“ angegriffen oder es werden uns tiefe Verletzungen zugefügt. Wir nehmen Schaden. Wenn andere unsere Grenzen
überschreiten, merken wir das sofort und reagieren verärgert und verletzt. Ist uns aber auch bewusst, dass wir mit unserem Reden und Tun auch gelegentlich die Grenzen bei anderen überschreiten? Oft merken wir das nicht einmal oder tun es als Kavaliersdelikt ab. Auch im Gemeindeleben, fällt mir leider immer mehr auf, dass Menschen, die sich für die Gemeinde engagieren, kritisiert werden, anstatt Anerkennung zu hören. Und manchmal wird noch eine fromme Erklärung hinterhergeschoben.

Wir sollen anderen, besonders anderen Gläubigen, Gutes tun, sagt der Bibeltext. Da wäre es so viel besser, die Kritiker würden das Miteinander oder das Gemeindeleben positiv mitgestalten! Wann habe ich das letzte Mal die „durchgezogene Linie überfahren“? die goldene Regel sagt: Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst. Lasst uns das auch heute im Hinterkopf behalten, wenn wir unseren Mitmenschen begegnen.


Gerhard Mellert



© Advent-Verlag Lüneburg


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