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20/2020
 

Gott ist uns Zuflucht und Schutz, eine Hilfe in Nöten, wohl bewährt. Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde schwankt und die Berge wanken in der Tiefe des Meeres. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist uns der Gott Jakobs.

Psalm 46,2–3.12 (Zürcher Bibel)


Obwohl das 500. Reformationsjubiläum erst vor zwei Jahren in aller Ausführlichkeit begangen wurde und wir davon gewiss noch „satt„ sind, gibt es im Blick auf den heutigen Andachtstext eine interessante Information: Psalm 46 galt während der Reformationszeit gewissermaßen als „Schlachtruf„. In Anlehnung an diesen Psalm dichtete und vertonte Martin Luther 1529 das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott„. Wir wissen aus sicheren Quellen, dass Luthers protestantisches Wirken kein permanenter Höhenflug war. Trotz aller Fortschritte und Erfolge plagten ihn nicht selten auch Ängste und Zweifel, Depressionen und Verzweiflung. Wenn die Überlieferung stimmt, bat der Reformator in Zeiten der Entmutigung seinen Freund Melanchthon: „Lass uns Psalm 46 singen!„ Danach fühlte er sich gestärkt und imstande, auch unter widrigen Umständen weiterhin für die Wahrheit des Evangeliums zu kämpfen.

Als dieser Psalm entstand, war er ein wichtiger Impuls für das Volk Israel, dem lebendigen und allmächtigen Gott auch in schweren Situationen zu vertrauen und mit seinem Eingreifen zu rechnen. Diese Ermutigung wird in Vers 12 noch durch die Bezeichnung „der Gott Jakobs„ verstärkt. Damals wussten bereits Kinder, dass dieser Mann ein gewiefter Betrüger gewesen war, der deshalb vor seinem Bruder fliehen musste. Doch Gott kümmerte sich um ihn und brachte sein Leben in Ordnung. Es kam zur Versöhnung mit Esau und später gingen aus den Söhnen Jakobs die zwölf Stämme Israels hervor. Aus dem „Problem Jakob„ war eine Quelle des Segens geworden.
Weil für Martin Luther Gottes Sohn das Zentrum des neutestamentlichen Evangeliums ist, verankerte er ihn in der zweiten Strophe seines Liedes: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit’ für uns der rechte Mann, den Gott selbst hat erkoren. Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott; das Feld muss er behalten.„ (ghs, Nr. 522)

Ein halbes Jahrtausend nach Luther gilt auch in unseren konfliktreichen Zeiten: „Gott ist uns Zuflucht und Schutz, eine Hilfe in Nöten, wohl bewährt.„

Jürgen Schammer


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