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17/2020
 

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Matthäus 6,12


Ich habe mich mit dem Thema Vergebung vor einigen Jahren noch sehr schwergetan, besonders da ich in meinem Leben einiges an Gewalt erleben musste. Ich kann mich noch erinnern, wie mich damals, als ich meinen Weg mit Gott gehen wollte, genau dieser Punkt sehr belastete. Denn es schien irgendwie, als würde das von mir verlangt. In etwa so: Wenn ich zur Gemeinschaft dazugehören möchte, muss ich auch denen vergeben, die an mir schuldig geworden sind. Aber stimmte das? Musste ich einfach alles vergeben? Ich war anfangs noch nicht dazu bereit und über den Druck sogar sehr wütend. Denn ich wusste eines: dass ich das zu diesem Zeitpunkt nicht über mich brachte.

Erst ein paar Jahre später, als mein Glaube weiter gewachsen war und ich innerlich dazu bereit war, entschied ich mich, diesen Weg der Vergebung zu gehen. Ohne Druck und ohne Aufforderung von außen. Und das war für mich ein sehr befreiendes Erlebnis. Ich kann es nicht genau beschreiben; es hat mich zwar nicht geheilt, aber innerlich freier gemacht.

Ich habe erfahren können, dass es an Gott liegt, das, was uns angetan wurde, zu vergelten. So wie es in Römer 12,19 steht: „Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5 Mo 32,35): ‚Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.‘„ Das bedeutete für mich, meinen Hass und Groll sowie das Bestreben nach Bestrafung aufzugeben und es stattdessen Gott zu überlassen. Ich kann ihm voll vertrauen und ihm alles übergeben, was mich nach wie vor belastet oder wütend macht.

Denn was im Vaterunser über das Vergeben steht, verstehe ich für mich als praktizierende Christin als Mustergebet. Für alle, die zu Gottes Gemeinschaft gehören. Wir sind alle Sünder, sodass Vergebung ein immer wiederkehrendes Problem bzw. die Lösung dafür ist. In Römer 6,23 steht geschrieben: „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.„

Deshalb bitten wir Gott immer wieder aufs Neue um Vergebung, wenn Dinge schieflaufen, wir andere verletzen oder selbst verletzt werden. Ich habe Gottes Liebe immer wieder reichlich erfahren und er hat mich auf all meinen Wegen begleitet.

Damaris Hope


© Advent-Verlag Lüneburg


16/2018 | 02/2018