Sie sind hier: Andacht der Woche  

31/2019
 

Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Johannes 16,33


Am 22. Juli 2016 tötete ein junger Amokläufer in München am Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen, zweiunddreißig wurden verletzt. Als die Meldung an jenem Freitagabend gesendet wurde, stellten mein Mann und ich erschrocken fest, dass wir unmittelbar vor der Tat ganz in der Nähe des (späteren) Tatorts gewesen waren. Wenige Minuten danach waren wir wohlbehalten zu Hause angekommen, ohne zu ahnen, was sich dort inzwischen ereignet hatte.

Wir leben in unsicheren Zeiten, und niemand, der morgens seine Wohnung verlässt, kann sicher sein, sie abends gesund wieder zu betreten. Es gibt Menschen, die aus Angst vor Anschlägen nicht mehr in ein Flugzeug steigen oder andere öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Das Wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, bei einem Haushaltsunfall ums Leben zu kommen, statistisch gesehen extrem viel höher ist, beruhigt nicht wirklich.

Es gibt genügend Gründe, Angst zu haben. Abgesehen von den Gefahren durch Terror und Kriminalität ist unser Dasein an sich unsicherer geworden. Stabilität und Sicherheit unserer Lebensentwürfe sind nicht garantiert. Und weil die Entscheidungsmöglichkeiten ungleich vielfältiger und komplizierter sind, wächst auch die Angst, etwas falsch zu machen, das Erreichte wieder zu verlieren, etwas zu verpassen und die Folgen tragen zu müssen.
„Seid getrost, fasst Hoffnung!„, ermutigte Jesus seine Jünger. Auch damals waren die Zeiten schwierig. Die junge christliche Gemeinde sah sich von Verfolgung bedroht. Als Jesus seinen Jüngern Frieden und Gelassenheit versprach, stand er kurz vor seiner Hinrichtung, und in den Evangelien lesen wir, dass er selbst Angst hatte.

Doch wer Hoffnung hat, kann mit der Angst anders umgehen. Wer in seinem Leben und Glauben Sinn findet, ist der Angst nicht mehr ausgeliefert. Er weiß, auf welchem Fundament er steht. Das biblische Gegenkonzept zur Lebensangst ist Gottvertrauen. Unser Herr hat die Welt schon besiegt. Wir brauchen nicht mehr zu kämpfen, und wir brauchen auch keine Angst mehr zu haben, egal, was passiert! Das ist ein starkes Wort –wir haben einen starken Gott!

Heidemarie Klingeberg


© Advent-Verlag Lüneburg


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