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13/2019
 

Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
2. Mose 20,11

Wir sitzen zusammen mit Freunden und plaudern. Plötzlich blickt einer auf die Uhr und sagt: „Ich muss los!“ „Ich auch“, stimmt ein anderer ein. Nun schielen alle auf ihre Armbanduhren. Unruhe bricht aus. Fünf Minuten später ist jeder von uns auf dem Weg zu seiner nächsten Verpflichtung. Alltag.

Wie schön wäre es, den Tag ohne Termindruck zu gestalten, sich treiben zu lassen, zu reden, zu lachen, zu beten, so lange man will. Diese Sehnsucht haben vermutlich viele heutige Zeitgenossen.

In einem Interview mit dem Philosophen Ralf Konersmann, der das Buch Die Unruhe der Welt geschrieben hat, erklärte er, dass Unruhe ein kulturelles Phänomen sei, das bereits seit Jahrtausenden existiere. Deshalb seien auch Therapieversuche vergeblich, die darauf abzielten, die Menschen von ihrer Rastlosigkeit zu befreien. Im Gegenteil – es bestehe sogar die Tendenz, Unruhe als Heilmittel zu gebrauchen: Wachstum, Veränderung, Abwechslung und Fortschritt lauten die Stichworte. Beispielsweise gebe es immer mehr verkaufsoffene Sonntage und ein Zusammenfließen von Arbeit und Freizeit im Homeoffice.

Dabei hatte Gott bereits einen Arbeits- und Lebensrhythmus festgelegt, der einer ungesunden Entwicklung entgegenwirken sollte: sechs Tage Beschäftigung, ein Tag Ruhe. Weil das für Menschen auf freiwilliger Basis offenbar nicht möglich ist, verpackte Gott ihn in ein Gebot, dem der obige Bibeltext entnommen ist. Leider wurde dies im Laufe der Zeit immer stärker an den Rand gedrängt. Auch war der Wechsel von Sabbat (Samstag) auf Sonntag dem Zweck des Ruhetags nicht dienlich, weil sein eigentlicher Sinn nicht übernommen wurde. Deshalb kann es sein, dass einige Menschen den Sonntag als eine Art Zwangspause empfinden, der ihrem Drang nach rastloser Beschäftigung im Wege steht.

Da wäre es doch naheliegend, sich auf den eigentlichen Zweck des Sabbats zu besinnen, so wie Gott ihn gemeint hat: aufhören mit der Arbeit und sich ohne Zeitdruck den Beziehungen widmen – zu Gott und anderen Menschen. Heute können wir es ausprobieren.

Thomas Lobitz


© Advent-Verlag Lüneburg


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